RE:Fahrermangel....

15.07.2024 20:18 (zuletzt bearbeitet: 17.07.2024 22:41)
#1 RE:Fahrermangel....
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Moderation: OT aus Güterverkehr bei der DR-Ost und Auswirkungen auf Anlagenplanung und -betrieb

Eine sehr interessante Darstellung, die sich leider auch in Art und Weise beim Niedergang der Eisenbahn westdeutschen Eisenbahn wiederholt hat. Einige dieser Architekten sind weiter südlich in das europäische Bahnparadies gezogen und postulieren auch dort die Mär des Gesundschrumpfens.
In meinem beruflichen Umfeld sind wir gerade durch Transformationsprozesse in der Petrochemischen Industrie gezwungen die Rohstoffversorgung von Rohrfernleitung auf die Bahn zurück zu holen.
Der Einkauf hätte gern den kostengünstigen Ganzzug, der modellbahntypisch nicht auf unsere Anschlussbahn passt. Das Maximum ist ein Halbzug, nachdem wir in der ersten Runde zu Gunsten anderer Verkehrsträger das Nachsehen hatten, erkennt man nun die Stärke des Eisenbahnsystems.
Der ehemalige Marktführer hat auch nur einen Ganzzug ins Angebotsrennen geschickt.

Aber auch in der Fläche ist der Zug noch nicht für innovative Lösungen abgefahren.
Eigentlich gibt es mit dem ACTS -System (https://actsag.ch/index.php/de/produkte/container), Helrom (https://www.helrom.com/)und Mobiler ( https://www.railcargo.com/de/leistungen/...haelter/mobiler) tolle Systeme für die Ladestraße.
Das alles braucht sicher noch etwas Zeit, aber vielleicht leistet der Fahrermangel bei den gummibereiften den nötigen Anschub.

Meint Kai-Nils

Die Kunst eine Lokomotive zu führen kann nur durch jahrelanges Studium, geduldiges Üben und Erfahrung erworben werden.
(The Australian Locomotive Enginedriver's Guide)

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17.07.2024 13:15
#2 RE:Fahrermangel....
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Zitat von cargonaut im Beitrag #6
Fahrermangel bei den gummibereiften


Wie ist es denn um den Tf Bestand bei den Stahlrädern bestellt?

Beste Grüße
Dirk

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17.07.2024 19:18
#3 RE:Fahrermangel....
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Zitat von djue6867 im Beitrag #7
Zitat von cargonaut im Beitrag #6
Fahrermangel bei den gummibereiften


Wie ist es denn um den Tf Bestand bei den Stahlrädern bestellt?


Hallo Dirk,

Als Mitglied im Prüfungsausschuss der IHK zu Köln kann ich berichten, daß sehr viel Nachwuchs in den Unternehmen ausgebildet wird. In der Regel sind in unserem Kammerbezirk 70-80 Azubis pro Lehrjahr. Damit werden mit Müh und Not die Pensions- und rentenbedingten Abgänge kompensiert.

Gruß Kai-Nils

Die Kunst eine Lokomotive zu führen kann nur durch jahrelanges Studium, geduldiges Üben und Erfahrung erworben werden.
(The Australian Locomotive Enginedriver's Guide)

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17.07.2024 21:11
#4 RE:Fahrermangel....
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Schuur ihr Jonge,

ich kann diese Tendenz von Kai-Nils nur bestätigen:

Zitat von cargonaut im Beitrag #8
Hallo Dirk,

Als Mitglied im Prüfungsausschuss der IHK zu Köln kann ich berichten, daß sehr viel Nachwuchs in den Unternehmen ausgebildet wird. In der Regel sind in unserem Kammerbezirk 70-80 Azubis pro Lehrjahr. Damit werden mit Müh und Not die Pensions- und rentenbedingten Abgänge kompensiert.

Gruß Kai-Nils


So sieht das bei uns (Ausbildungsbetrieb gemäß TfV) auch aus: Wir versuchen pro Jahr ca. 80 Quereinsteiger zu qualifizieren; am Ende können wir mit Not die Fluktuation ausgleichen... Daneben bilden wir pro ja rund 8 EiB aus. Auf Dauer wird sich aber an der grundlegenden Situation nichts oder nur wenig ändern! Da hilft vordergründig auch eine tariflich vereinbarte 35h-Woche nicht wirklich weiter.
Die "Herrschaften", die jetzt in die Arbeitswelt eintreten wollen keine Schichtarbeit, keine 35h-Woche, aber dafür gaaaanz viel Geld und viiiiele Urlaubstage.

Grüße vom Exilsiegerländer aus Butzbach in der Wetterau

Hartmut

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17.07.2024 22:08
#5 RE:Fahrermangel....
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Hallo,

als Nichteisenbahner kann ich da wenig zu sagen, aber von manchen Betrieben im SPNV hört man auch von extrem hohen Abbrecherquoten (50% und mehr) bei den Quereinsteigern.

Grüße,
Sebastian


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18.07.2024 04:43
#6 RE: RE:Fahrermangel....
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Zitat von Sebastian im Beitrag #5
Hallo,

als Nichteisenbahner kann ich da wenig zu sagen, aber von manchen Betrieben im SPNV hört man auch von extrem hohen Abbrecherquoten (50% und mehr) bei den Quereinsteigern.

Grüße,
Sebastian


Hallo Sebastian,

Das muß nicht unbedingt an den Menschen liegen. Vielmehr ist es ein Geschäftsmodell geworden eine "Lokführerakademie" ohne EVU zu gründen. Kurse werden im Auftrag der Agentur für Arbeit gegen Bildungsgutscheine abgehalten. Dies erfolgt mittels Nürnberger Trichter im Theorieformat bis zur Teilprüfung der Anlage 5 der TfV (Ausgabe des europäischen Führerscheins). Im Anschluss darf sich der Teilnehmer dann ein EVU zur Durchführung der Praxisphase suchen. Die EVU fangen dann meist wieder fast von vorn an, da mit dem Nürnberger Trichter keine Praxisbezug vermittelt wird. Wer dann in der Prüfung zur Anlage 6 und 7 der TfV durchfällt (die Prüfung gilt mit 70% ohne Betriebsgefahr als bestanden) erhält einen neuen Bildungsgutschein zur Wiederholungsprüfung, es ist also gar nicht Zweck Menschen in Arbeit zu bringen, sondern lediglich Bildungsgutscheine zu empfangen.
Bildet ein EVU hingegen Quereinsteiger aus, ist die Motivation eine andere, Gewinnung qualifizierter Fachkräfte. Zur Wahrheit gehört aber auch hier, daß mit nahezu Vollbeschäftigung einfach auch geeignete Bewerber ausgehen. Die Süße Welt der sogenannten Influencer kennt ja keine Schichtarbeit.

Gruß Kai-Nils

Die Kunst eine Lokomotive zu führen kann nur durch jahrelanges Studium, geduldiges Üben und Erfahrung erworben werden.
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18.07.2024 20:12
#7 RE: RE:Fahrermangel....
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Hallo Zusammen

Sehr interessantes Thema was hier angeschrieben wurde.

Ich finde es wirklich gut, dass jetzt sehr viel für die Ausbildung für junge und „ältere“ Leute investiert wird, damit diese Spaß und Freude an dem Beruf des Eisenbahners haben. Das wichtigste an dem Beruf sollte aber auch sein, dass man die Leute richtig anlernt, ihnen die Angst nimmt, wenn sie etwas nicht verstehen oder falsch gemacht, nicht gleich „mit der großen Keule“ auf sie losgehen, sie fertig machen oder ihnen ein Gefühl der Nutzlosigkeit zu geben, bzw sie immer zu betrafen statt vernünftige antworten zu geben und ganz wichtig Nestwärme, also dass man zum Betrieb oder Gemeinschaft dazu gehört.

Meine Frage ist zu dem noch, was braucht man eigentlich für Ausbildungen und/oder Qualifizierungen um Ausbilder/Prüfer für EIB-L/T und Quereinsteiger oder um Lehrer in einer Berufsschule zu werden? In der letzten Zeit habe ich gehört, dass die Zertifikate beim TÜV oder anderen Trägern, die solche Ausbildungen oder Qualifikationen an bieten, vom Gesetzgeber nicht immer anerkannt werden.

Gruß

Michael


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19.07.2024 16:11
#8 RE: Fahrermangel
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Guten Morgen Micha,

Du fragst hier drei unterschiedliche Rollen innerhalb des Ausbildungssystems an:
- Den Ausbilder
- Den Prüfer
- Den Berufsschullehrer

Zitat von Michael85 im Beitrag #7


Meine Frage ist zu dem noch, was braucht man eigentlich für Ausbildungen und/oder Qualifizierungen um Ausbilder/Prüfer für EIB-L/T und Quereinsteiger oder um Lehrer in einer Berufsschule zu werden? In der letzten Zeit habe ich gehört, dass die Zertifikate beim TÜV oder anderen Trägern, die solche Ausbildungen oder Qualifikationen an bieten, vom Gesetzgeber nicht immer anerkannt werden.



Der Gesetzgeber hat mit der Triebfahrzeugführerscheinverordnung [TfV] und Triebfahrzeugführerschein Prüfungsverordnung [TfPV] erstmalig im Eisenbahnsystem einen rechtlich verbindlichen Rahmen für Ausbildung und Prüfung festgelegt. Zuvor unter Anwendung der VDV Schrift 753 gab es etwas ähnliches, jedoch wurden hier dem Eisenbahnbetriebsleiter viele Ermessensspielräume gelassen.

Zu Deiner Frage wie man Ausbilder wird findest Du unter §14 TfV die Antwort:
- mind. 3 Jahre Berufserfahrung
- pädagogisch geschult (Hier empfehle ich die Ausbildung nach Ausbilder Eignungsverordnung bei der IHK am besten in Vollzeit, ca 3 Wochen)
Da man als Ausbilder immer über Tellerrand hinaus schauen muss, ist für eine bereichsübergreifende Wissensvermittlung der Lehrgang Örtlicher Betriebsleiter sinnvoll.
Was bisher Praxis war die Personenzertifizierung, die meiner Meinung nach aber eher ein Zertifikat über die Kenntnisse im eigenen Tätigkeitsbereich sind.

Der Weg zum Prüfer ist in der TfV §15 beschrieben:
- Mindestalter 26 Jahre
- mind 5 Jahre im Betriebsdienst tätig, davon mindestens 3 als Ausbilder.

Für Lehrer an einer Berufsschule ist ein Studium erforderlich, praktische Erfahrungen aus dem Betriebsdienst schaden auch hier nicht. Micha, wenn Du Dich ernsthaft hierfür interessierst, in unserem IHK Ausschuss ist der Vorsitzende des Berufsschullehrerverbandes für Verkehrsberufe.

Hoffe dieser Exkurs war nicht zu langweilig.

Gruß Kai-Nils

Die Kunst eine Lokomotive zu führen kann nur durch jahrelanges Studium, geduldiges Üben und Erfahrung erworben werden.
(The Australian Locomotive Enginedriver's Guide)

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19.07.2024 16:40 (zuletzt bearbeitet: 19.07.2024 16:41)
#9 RE: Fahrermangel
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Schuur ihr Jonge,

eigentlich wollte ich mich hier nicht weitergehend äußern, da jedem Betriebsbediensteten eines EVU, insbesondere im Fahrdienst, die Passagen aus der TfV geläufig sein sollten. Kai-Nils hat die Mindestanforderungen ja schon genannt.

Allerdings ist es ja damit allein nicht getan. Jeder, der Ausbilden oder Prüfen will muss von der Sicherheitsbehörde (in D das EBA) anerkannt sein. Beides geht sowohl als Einzelperson (ziemlich hohe Hürden) oder im Namen einer Organisation (ähnlich hohe Hürde für die jeweilige Orga), die Ausbilder oder Prüfer, die mindestens die von Kai-Nils genannten Anforderungen erfüllen müssen.

Ich hatte bisher keine Probleme mit der Anerkennung meines DEKRA-Zertifikats als "Prüfer und Ausbilder von Triebfahrzeugführern". Ich prüfe allerdings nicht als Einzelperson sondern im Namen von anerkannten Prüfungsorganisationen.

Grüße vom Exilsiegerländer aus Butzbach in der Wetterau

Hartmut

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